finden. Kooperations- und Allianzbildungen nehmen dann zu
Die Bildung von Freundschaften
und Netzwerken der gegenseitigen Unterstützung werden wichtig. Jemanden zu mögen, ihm zu
vertrauen und etwas mit ihm zu teilen, schafft ein Gefühl der sozialen Sicherheit und Beruhigung.
Tatsächlich ist das Gefühl sozialer Sicherheit und Verbundenheit ein stärkerer Vorhersagefaktor für
geistige Gesundheit als der positive Affekt oder die soziale Unterstützung allein
Es gibt zunehmend Belege dafür, dass das Erleben von affiliativen, positiven Affekten und eines
Gefühls von Sicherheit in sozialen Beziehungen durch spezielle Arten von physiologischen Systemen
untermauert wird. Laut Porge
ist die Evolution des myelinhaltigen, parasympathischen
Nervensystems von Bedeutung, das die Bedrohungsregulation unterstützt und die Evolution enger und
affiliativer/liebender Beziehungen ermöglicht. Zusätzlich ist das Neurohormon Oxytocin (siehe auch
) von besonderer Bedeutung. Heute weiß man, dass Oxytocin für eine langfristige
Paarbindung und die Entwicklung von Vertrauen und Sympathie wichtig ist. Es fördert die Kompetenzen
der Mentalisierung und des Wissens um das Bewusstsein anderer (Theory of Mind) sowie die
stressabfedernden Effekte der affiliativen Unterstützung (eine entsprechende Zusammenfassung ist bei
MacDonald und MacDonald
zu finden). Kurz gefasst können wir also drei verschiedene Typen von
funktionalen Emotionssystemen unterscheiden, die qualitativ und erfahrungsbezogen voneinander
abweichen:
•
Auf Bedrohung und Selbstschutz fokussiertes System:
Ermöglicht das Erkennen, Bewältigen,
Verarbeiten und Reagieren auf Bedrohungen. Es gibt eine Reihe von bedrohungsbasierten
Emotionen, wie Wut, Angst und Abscheu, und eine Reihe von verteidigungsorientierten
Verhaltensweisen, wie Kampf, Flucht, Unterwerfung, Erstarrung usw.
•
Antriebs-, Such- und aneignungsfokussiertes System:
Ermöglicht die Ausrichtung der
Aufmerksamkeit auf vorteilhafte Ressourcen und ist mit einem gewissen Maß an „Aktivierung“
verbunden – ein Erleben von Erregung und Vergnügen, wenn diese verfolgt und gesichert werden;
positive Gefühle aus dem Tun und Erreichen/Gewinnen.
•
Auf Zufriedenheit, Besänftigung und Affiliation fokussiertes System:
Ermöglicht einen Zustand von
Frieden und Offenheit, wenn Individuen nicht mehr bedrohungsfokussiert oder auf der Suche nach
Ressourcen, sondern zufrieden sind. Das ist auch mit Gefühlen des Wohlbefindens verbunden. Im
Laufe der Evolution ist dieses Beruhigungssystem mehrmals angepasst worden. Als System der
Bindung, Fürsorge und des affiliativen Verhaltens nimmt dieses System die wichtigste Funktion für
das Verständnis von Mitgefühl ein. Es ist mit den Endorphin-Oxytocin-Systemen verbunden, deren
Funktion die Förderung von Vertrauen und affiliativem Verhalten ist. Empfänger von Affiliation
erleben üblicherweise eine Beruhigung ihres Bedrohungssystems
.
Diese drei Systeme sind im
abgebildet.
Im Kontext sozialer Beziehungen treten diese Emotionsarten in unterschiedlichen Kombinationen auf
und können sich im Laufe der Zeit verändern. So kann beispielsweise selbst ein geliebter Mensch
zuweilen als Bedrohung empfunden werden, wenn er uns gegenüber kritisch auftritt, oder
Antriebsemotionen stimulieren, gemeinsam (statt alleine) anregende Dinge zu tun, während mit
anderen geliebten Menschen das bloße Zusammensein schon beruhigend sein und ein Gefühl des
friedlichen Wohlbefindens vermitteln kann.
Affiliative Emotionen spielen für das Erleben von Mitgefühl eine wichtige Rolle. Stellen Sie sich einmal
vor, wie Mitgefühl aussähe, wenn wir nicht zu affiliativen Emotionen fähig wären und es uns schwer
fallen würde, Gefühle der Freundlichkeit zu erzeugen (siehe auch
. Allerdings geht es bei
Mitgefühl nicht nur um solche affiliativen Emotionen. Die Gefühle in Verbindung mit Mitgefühl können
kontextabhängig sehr verschieden sein. Darum stehen die Motivationen eher im Mittelpunkt des
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