Mitgefühl: In Alltag und Forschung - page 12

V o r w o r t I
Über dieses Buch
Tania Singer
Liebe Leser, Zuhörer und Zuschauer,
wie Sie wahrscheinlich bereits beim Navigieren durch dieses Buch festgestellt haben, unterscheidet es
sich von den meisten anderen Büchern, die Sie kennen. Wir bieten Ihnen ein Multimedia-Buch in Form
einer Open-Source-Sammlung an, das von der Max-Planck-Gesellschaft produziert und gesponsert
wurde und über die neusten Ergebnisse der Mitgefühlsforschung und die Anwendung von
Mitgefühlstraining weltweit berichtet. Wir verbinden mit diesem Projekt die Hoffnung, dass wir der
Gesellschaft mit diesem Buch ein nützliches Instrument bieten, mit dem sich das Thema Mitgefühl
erkunden und erleben lässt. Alle Wissenschaftler, Praktizierenden, Kliniker und Künstler, die sich durch
geschriebene Beiträge, Ton-Collagen, künstlerische Fotografien oder Videoarbeiten hier beteiligten,
haben ihre Zeit und ihre Arbeit kostenlos zur Verfügung gestellt, um die Produktion und die Verbreitung
dieses Multimedia-Buches zu unterstützen.
Sie werden sich vielleicht fragen, wie dieses Buch entstanden ist.
Es ist aus einem Workshop mit dem Titel “How to Train Compassion?“ hervorgegangen, welchen ich
2011 als
in Leipzig organisierte. Ich untersuche seit vielen Jahren die psychologischen
und neurowissenschaftlichen Grundlagen von Empathie und Mitgefühl. 2008 erhielt ich ein
europäisches Forschungsstipendium, mit dem die Untersuchung der Plastizität des sozialen Gehirns
unterstützt wurde – also die Erforschung, ob wir sozio-affektive Fähigkeiten wie Empathie und Mitgefühl
trainieren können und ob ein solches mentales Training unser psychisches und physisches
Wohlbefinden sowie unser soziales Verhalten und unsere Hirn- und Körperreaktionen verändern kann.
In diesem Zusammenhang begann ich mit meinem Team, ein säkulares mentales Trainingsprogramm
zur Verbesserung sozio-affektiver Fähigkeiten wie Empathie und Mitgefühl zu entwickeln. Ungefähr zur
selben Zeit hatten viele weitere Forschungsgruppen – zumeist in den Vereinigten Staaten – damit
begonnen, ähnliche Programme für die Kultivierung von Mitgefühl zu entwickeln. 2011 hatte ich
schließlich den Eindruck, die Zeit sei reif, Menschen zusammenzubringen, die in dem kontinuierlich
wachsenden Bereich der Mitgefühlsforschung arbeiten. Zusammen würden wir gemeinsame
Erfahrungen und Ideen austauschen können, Bemühungen und Schwierigkeiten in diesem neuen
Forschungsbereich diskutieren und damit beginnen, die Zukunft der Arbeit mit und im Mitgefühlstraining
in den Fokus zu nehmen.
Während ich mit der Organisation dieses Workshops beschäftigt war und mögliche Tagungsorte auf
ihre Eignung hin überprüfte, traf ich bei einer Konferenz in Berlin den Künstler Olafur Eliasson.
Zwischen uns entwickelte sich ein Dialog über die Verbindungen zwischen seiner künstlerischen Arbeit
und unseren wissenschaftlichen Interessen im Feld sozio-affektiver Neurowissenschaften. Wie Sie
noch detaillierter in unserem
lesen können, war Olafur sehr interessiert an den Phänomenen
geteilter Gefühle, der Interdependenz und des Mitgefühls. Während eines unserer vielen Gespräche bot
er freundlicherweise die Ausrichtung dieses Workshops in seinem Studio in Berlin an. Durch diesen
glücklichen Zufall und Olafurs Großzügigkeit konnte der Workshop schließlich vom 20. bis 24. Juli 2011
in einem wunderbaren Kunststudio, dem
, stattfinden.
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