Mitgefühl: In Alltag und Forschung - page 223

Universelles Mitgefühl:
Ein alles durchdringendes Mitgefühl, das nicht auf ein Objekt gerichtet ist.
Das A.B.I.D.E.-Modell des Mitgefühls
Mitgefühl wurde definiert als „the emotion one experiences when feeling concern for another’s
suffering and desiring to enhance that person’s welfare“
(umfassendere Definitionen des
Mitgefühls siehe
). Mitgefühl hat vermutlich zwei Hauptaspekte: das affektive Gefühl der
Fürsorge für jemanden, der leidet, und die Motivation, dieses Leiden zu lindern
Diese
Definition wird häufig verwendet und repräsentiert eine enge Definition von Mitgefühl. Denn sie
berücksichtigt beispielsweise nicht die Erfahrung eines nicht-referentiellen Mitgefühls. Dagegen
geht das A.B.I.D.E.-Modell von Mitgefühl als einem Prozess aus, der bedingt und aufstrebend ist.
Mitgefühl ist auch oft zwischenmenschlich, wechselseitig und asymmetrisch. Zudem ist Mitgefühl
möglicherweise gar keine eigenständige Eigenschaft, sondern ein emergenter und bedingter
Prozess, der kontextempfindlich und abhängig von anderen mentalen Fähigkeiten ist. Diese
Sichtweise von Mitgefühl könnte bedeutende Folgen im klinischen Umfeld haben, insbesondere in
Verbindung mit der G.R.A.C.E.-Intervention, die speziell für mitgefühlsbasierte Arzt-Patienten-
Interaktionen entwickelt wurde (weitere Details siehe
.
Abbildung 1: Das A.B.I.D.E. Modell
Wenn wir andere Menschen, insbesondere Ärzte, die in der Sterbebegleitung tätig sind, in der
Kultivierung von Mitgefühl schulen wollen, müssen wir zunächst klären, was wir mit Mitgefühl
meinen, was die Teilkomponenten des Mitgefühls sind, welche Prozesse Mitgefühl verstärken und
verbessern und was Ärzte konkret im Sinne von Mitgefühl in der Versorgung von Patienten
unterstützen kann, die unter schweren Krankheiten oder Verletzungen leiden.
Nicht-referentielles oder nicht-objektgerichtetes Mitgefühl:
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