Mitgefühl: In Alltag und Forschung - page 24

MB:   Und was ist mit den Wissenschaftlern? Wie reagierten sie? Hatten Sie den Eindruck, dass
auch sie sich auf gewisse Weise veränderten?
TS
:   Ich habe von fast allen Teilnehmern ein Feedback erhalten. Sie sagten mir, dass sie den
Workshop vollkommen anders als typische Workshops erlebten, da es in Olafurs Studio stattfand. Viele
von ihnen sagten, dass ihnen diese Objekte, diese Sphären, diese visuellen Arbeiten und die überall
hängende Kunst dabei halfen, Ideen, Argumente und Kreativität fließen zu lassen. Es unterschied sich
sehr stark von einer dieser typischen Situationen in einem klimatisierten Hotelseminarraum, wo man
auf einen intellektuelleren, linearen „MindSpace“ eingestimmt wird – hier entstand dagegen eine sehr
inspirierende kreative Atmosphäre, die auch physische und emotionale Elemente umfasste. Teilnehmer
erzählten mir, dass die bloße Anwesenheit in diesem Studio in ihnen einen vollkommen anderen
Prozess auslöste. Offensichtlich war die Konstellation des Zusammentreffens von Menschen in Ihrem
Studio auch sehr besonders. Die Teilnehmer sprechen mit mir über diese Tage noch immer auf sehr
enthusiastische Weise.
MB:   Planen Sie nach all diesen großartigen Erfahrungen eine zweite Auflage dieses
Workshops?
OE:   
Es wäre mir ein Vergnügen! Tania weiß, dass mein Studio einer solchen oder ähnlichen Gruppe
von Mitgefühlsinteressierten immer offen steht und wir arbeiten tatsächlich an der Definition von
Themen für ein solches künftiges Zusammentreffen.
TS:
   Ja, wir sprachen bereits über das Potenzial eines möglichen weiteren gemeinsamen Workshops.
Und wir sprachen darüber, was beim ersten Mal vielleicht gefehlt haben könnte. In einem nächsten
Schritt dachten wir daran, uns mehr auf die Frage zu konzentrieren, wie all dieses Wissen und diese
Erfahrung jetzt die Gesellschaft erreichen könnte. Wie können wir dies in Handlungen übertragen?
Wie kann diese Arbeit wirtschaftliche und politische Systeme beeinflussen?
MB:   Wenn wir über den Einfluss dieser Themen auf die Welt da draußen sprechen, glauben Sie,
dass die Ereignisse in Oslo, die während des Workshops passierten, die Art beeinflussten, wie
die Gruppe in diesen Tagen Mitgefühl verstand und sich als Gruppe fühlte?
TS:
   Natürlich haben diese tragischen Ereignisse einen Aspekt des realen Lebens in den Workshop
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