und einfach zu akzeptieren, wenn andere falsch handeln oder wenn sie jemanden ausnutzen. Es
ist wichtig, zur Tat zu schreiten und bei Bedarf sogar mit Nachdruck zu handeln – aber immer mit
Mitgefühl und Respekt. Wenn Mitgefühl aber nicht durch die Fähigkeit zur Klugheit oder Einsicht
ergänzt wird, besteht die Gefahr, dass sich Mitgefühl in unkluge Zustände verwandelt. Natürlich ist
es nicht immer leicht, angemessen zu reagieren, wenn jemand boshaft oder gemein ist. Dennoch
ist es sehr wichtig, mit einem klaren Kopf und einem mitfühlenden Herzen auf diesen Umstand zu
reagieren. Wut, der normale Reaktionsmechanismus bei Ungerechtigkeit oder Bedrohung, schafft
nur zusätzliche Probleme. Der Dalai Lama sagt oft: „Wenn du egoistisch bist, sei weise egoistisch.“
Der übliche Egoismus fokussiert sich nur auf die eigenen Bedürfnisse. Wenn man aber weise
egoistisch ist, behandelt man alle so wie einem nahestehende Menschen. Diese Strategie macht
zufriedener und vermehrt das Glück.
Gemäß Seiner Heiligkeit, des Dalai Lama, lassen sich Mitgefühlspraxis und Geistesschulung in
zwei Sätzen zusammenfassen: „Wenn du in der Lage dazu bist, solltest du anderen helfen. Wenn
du dazu nicht in der Lage bist, solltest du anderen zumindest nicht schaden.“ Zunächst geht es
darum, Kontrolle über den Hang zu erlangen, andere verletzen zu wollen, und bewusst verletzende
physische und verbale Taten zu unterlassen. Die nächste Ebene ist erreicht, wenn es einem
gelingt, diese destruktiven Faktoren unter Kontrolle zu halten. Dann eröffnet sich für einen die
Möglichkeit, anderen zu helfen. „Das ist meine Religion: Wir brauchen keine Tempel … oder eine
komplizierte Philosophie … [nur] einfache Güte.“
In seiner Abhandlung „Engaging in the Conduct of a Bodhisattva“ bringt Shantideva die
Quintessenz, warum und wie wir Mitgefühl einüben sollen, in einem Vers zum Ausdruck:
“
All the joy the world contains
has come through wishing happiness for others.
All the misery the world contains
has come through wanting pleasure for oneself.”
Mitgefühl bedeutet nicht, weich und schwach zu sein. Mitgefühl bedeutet auch nicht, nachzugeben
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