Mitgefühl: In Alltag und Forschung - page 286

Beim Vergleich zwischen der während eines unmittelbaren Schmerzerlebens ausgelösten
neuronalen Aktivierung und der Hirnaktivierung, die durch reines Beobachten einer anderen
Person, die schmerzvolle Stimulationen erlebt, ausgelöst wurde, stellten die Forscher
fest, dass
beide Bedingungen zu überlappenden Aktivierungen in der anterioren Insel (AI) und dem
anterioren, mittleren Gyrus Cinguli (aMCC) führten. Diese beiden Hirnregionen enthalten die
sogenannte affektive Dimension einer Schmerzerfahrung und wurden mit subjektiven Berichten
von Unannehmlichkeit assoziiert
Entsprechend der „shared network hypothesis of empathy“
legen diese Daten nahe, dass wir durch die Aktivierung der neuronalen Repräsentation, die
unserem eigenen Erleben zugrunde liegt, an den Emotionen anderer teilhaben. In der seit fast
einem Jahrzehnt weltweit in verschiedenen Labors durchgeführten Empathieforschung hat sich
inzwischen in zahlreichen Schmerzempathie-Studien gezeigt, dass durchgängig Aktivierungen in
AI und aMCC unabhängig davon erfolgen, ob die Schmerz erlebende Person eine vertraute
[1]
oder eine nicht vertraute Person
war. Diese Ergebnisse treffen sogar zu, wenn
Studienteilnehmer lediglich ein Video oder ein Bild ansehen, das Menschen in schmerzvollen
Situationen darstellt
enthält die zusammengefassten Ergebnisse einer solchen
Metaanalyse
die eine durch Nachempfinden des Schmerzes anderer Menschen ausgelöste
Aktivierung in AI und aMCC aufzeigt.
Abbildung 2.
Aktivierung bei „Beobachtung anderer mit Schmerzen > Beobachtung anderer ohne Schmerzen“ über
neun unabhängige Studien. aMCC, anteriorer Gyrus cinguli; IFG, inferiorer frontaler Gyrus; AI, anteriore Insula (Lamm
et al., 2011). Mit Genehmigung.
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