und wohlwollend mit uns selbst um, wenn wir eigene Fehler bemerken, statt uns in aller Härte zu
kritisieren. Selbstmitgefühl drückt sich in inneren Dialogen aus, die wohlwollend und Mut machend
statt grausam oder geringschätzend sind. Statt uns selbst wegen unserer Unzulänglichkeit
anzugreifen und zu beschimpfen, bieten wir uns selbst Wärme und vorbehaltlose Annahme an.
Und wenn die äußeren Lebensumstände schwierig und schwer erträglich sind, beinhaltet
Selbstmitgefühl aktive Selbsttröstung und -unterstützung
Gemeinsames Menschsein (Common Humanity)
Wesentlich für Mitgefühl ist ein Sinn dafür, dass wir alle Menschen sind und dass alle Menschen
letztendlich fehlerhafte, „unfertige Erzeugnisse“ sind. Jeder Mensch versagt einmal, macht Fehler
und zeigt dysfunktionale Verhaltensweisen. Oft jedoch fühlen wir uns allein und von anderen
abgeschnitten, wenn wir über unsere Kämpfe und persönlichen Fehler nachdenken. Und wir
reagieren irrationaler Weise so, als ob Versagen und Schmerz Fehlentwicklungen wären. Das ist
nicht nur unlogisch, sondern sorgt auch für eine Art von Tunnelblick, bei dem wir das größere Bild
des Menschen aus den Augen verlieren und uns in erster Linie auf unsere anscheinend
schwachen und wertlosen Egos konzentrieren. Und auch, wenn die Dinge in unseren äußeren
Lebensumständen ohne unser Zutun schief laufen, setzen wir oft voraus, dass es andere
Menschen leichter haben und nur unsere eigene Situation anomal oder ungerecht ist. Und dann
fühlen wir uns von all den anderen Menschen abgeschnitten und getrennt, von denen wir
annehmen, dass sie „normale“ glückliche Leben führen. Mit Selbstmitgefühl weitet sich dagegen
unsere Perspektive und wird einschließend, weil wir erkennen, dass die Herausforderungen des
Lebens und die persönlichen Unzulänglichkeiten ganz einfach Teil des menschlichen Seins sind.
Dies hilft uns dabei, uns verbundener und weniger isoliert zu fühlen, wenn wir Schmerz erleben.
Achtsamkeit
Achtsamkeit ist ein klares und ausgewogenes Gewahrsein der Erfahrung des gegenwärtigen
Augenblicks
Dazu bedarf es einer „Erfahrungsoffenheit“ gegenüber der Wirklichkeit des
gegenwärtigen Augenblicks, die es ermöglicht, alle Gedanken, Emotionen und Empfindungen ohne
Bewertung, Vermeidung oder Unterdrückung ins Gewahrsein dringen zu lassen
Warum ist
Achtsamkeit ein wesentlicher Bestandteil von Selbstmitgefühl? Zunächst hilft sie, das eigene Leid
zu erkennen, um sich selbst Mitgefühl geben zu können. Viele Menschen spüren auch bei
offensichtlich unübersehbarem Leid nicht, in welch großem Schmerz sie sich befinden. Das trifft
insbesondere zu, wenn dieser Schmerz aus ihrer eigenen inneren Selbstkritik stammt. Oder wir
verlieren uns angesichts der Herausforderungen des Lebens so sehr im Problemlösemodus, dass
wir nicht einmal innehalten, um den eigenen Kampf, in dem wir uns gerade befinden,
wahrzunehmen. Achtsamkeit tritt der Tendenz entgegen, schmerzvolle Gedanken und Emotionen
zu vermeiden. Sie ermöglicht es uns, unsere Erfahrung auch dann als wahr anzunehmen, wenn
sie unangenehm ist. Gleichzeitig schützt uns Achtsamkeit vor einer „Überidentifikation“
mit
negativen Gedanken oder Gefühlen, die dazu führt, dass wir in die Fänge unserer aversiven
Reaktionen geraten und uns von ihnen wegschwemmen lassen
Denn diese Art des Grübelns
verengt unseren Fokus und übertreibt die Auswirkungen auf unseren Selbstwert. Ich habe dann
nicht nur einen Fehler gemacht, sondern „ich bin ein Fehler“. Ich war nicht nur enttäuscht, sondern
„mein Leben ist enttäuschend“. Nur, wenn wir unseren Schmerz in Achtsamkeit wahrnehmen,
können wir unser Leid ohne solche Übertreibungen anerkennen. Und das ermöglicht uns dann die
Übernahme einer weiseren und objektiveren Perspektive auf uns selbst und unser Leben.
Für das Erleben von Selbstmitgefühl ist Achtsamkeit zwar erforderlich, dennoch sind die beiden
Konstrukte nicht genau das gleiche. Zum einen ist die Art der Achtsamkeit, die im Zusammenhang
mit Selbstmitgefühl eine Rolle spielt, enger gefasst als die Achtsamkeit im allgemeineren Sinne.
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