Mitgefühl: In Alltag und Forschung - page 474

Selbstarbeit, die sich auf das von Tom Holmes
angeleitete Internal Family System-Konzep
(Therapie mit dem System der inneren Familie) bezieht, und c) klassischen kontemplativen
Meditationspraktiken
neu entwickelt.
Während einer zweiten Entwicklungsphase (mit Workshops und Expertenaustausch) sind weitere
wichtige Anregungen von Kira Kay und Johannes Latzel für die dyadischen Kernübungen sowie
von Sylvia Wetzel, Renate Seifarth und Marie Mannschatz für die Entwicklung des affektiven
Programmteils und von Tom Holmes für die Entwicklung des Perspektivübernahme-Moduls
eingeflossen.
In einer dritten und abschließenden Phase wurde der detaillierte Wochenstundenplan mit den
konkreten Übungen und Motivationsimpulsen für das neunmonatige Trainingsprogramm
gemeinsam mit einem Team von 17 Meditationslehrern und Psychotherapeuten ausgearbeitet, die
für das
rekrutiert wurden . Das Lehrerteam brachte eine Vielzahl weiterer
Kompetenzen ein, die von verschiedenen psychotherapeutischen Ansätzen (wie beispielsweise
kognitive Verhaltenstherapie, Gestalttherapie, Akzeptanz- und Commitment-Therapie, systemische
Therapie usw.) bis hin zu langjährigen Meditationserfahrungen in unterschiedlichen buddhistischen
Traditionen (Zen, Theravada, tibetischer Buddhismus usw.) und Konfliktlösungspraktiken (z. B.
gewaltfreie Kommunikation) reichen. In einer gemeinsamen Arbeit von Protokollentwicklungsteam,
Lehrerteam und zusätzlichen Experten wurde das ReSource-Protokoll im Rahmen zahlloser
Workshops und individueller Ausarbeitungen über einen Zeitraum weiterer sechs Monate bis zur
vorliegenden Form fertig gestellt.
Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Buchs ist das ReSource-Protokoll in seiner ersten
Version ausgearbeitet. Wir sind aber sicher, dass wir es in den kommenden Jahren mit Hilfe der
während seiner Unterrichtung gewonnenen Erfahrungen und unter Berücksichtigung von
Teilnehmerbedürfnissen sowie Besonderheiten zukünftiger Studien- oder Trainingssettings weiter
verfeinern werden.
Die Struktur des ReSource-Programms
Das ReSource-Modell (siehe
ist als Grundlage für diese neunmonatige
Längsschnittstudie entwickelt worden. Die psychologischen und neurowissenschaftlichen
Konzepte, die das Gerüst des Trainingsprogramms bilden, werden im
detaillierter
erläutert. Das ReSource-Modell versteht Mitgefühl als eine umfassende Lebenshaltung und
unterteilt das Konzept in drei weitgefasste Bereiche zugrundeliegender Dispositionen und
Kompetenzen, die für eine mitfühlende Seinsweise erforderlich sind. Der erste Bereich wird als
„Präsenz“ bezeichnet und meint die Fähigkeit, sich dem Erleben des gegenwärtigen Augenblicks
zuzuwenden und darin zu verweilen. Dies ist die Grundlage für eine bewusste Kultivierung von
mentalen Zuständen durch gezielte Praxis und ist unverzichtbar dafür, dass die Kompetenzen und
Dispositionen der anderen Bereiche unter realen Alltagsbedingungen wirksam werden können.
Hauptbestandteile dieses Bereichs sind Aufmerksamkeitsregulation und Körpergewahrsein. Der
zweite Bereich wird als „Affekt“ bezeichnet. Er besteht aus der Fähigkeit, sich gegenüber
Empfindungen der Herzlichkeit und des Wohlwollens für sich selbst und andere zu öffnen, sowie
der Fähigkeit, schwierige Emotionen anzunehmen, und aus prosozialen Motivationen. Der dritte
Bereich wird als „Perspektive“ bezeichnet und besteht aus eher kognitiven Kompetenzen, wie
beispielsweise der Einnahme einer Metaperspektive auf Gedanken und das Selbst sowie der
Einnahme der Perspektiven anderer Menschen.
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