Mitgefühl: In Alltag und Forschung - page 502

Patienten verbringen könnten. Gemeinsam mit dem Patienten erschaffen Sie eine dynamische,
ethisch fundierte Situation, die von Wechselseitigkeit und Vertrauen geprägt ist und mit den
eigenen Werten und Moralvorstellungen übereinstimmt. Sie greifen auf Ihre beruflichen
Kompetenzen, auf Ihre Intuition und Einsicht zurück und bemühen sich um einen gemeinsamen
Grund, der mit den eigenen Werten übereinstimmt und die wechselseitige Integrität unterstützt.
(E/E-Achse: Ethisches Wirken)
Was entsteht, ist ein prinzipientreues Mitgefühl: Wechselseitig, respektvoll gegenüber allen
beteiligten Personen sowie umsetzungsorientiert. Diese Ambitionen lassen sich möglicherweise
nicht immer realisieren. Es kann tief reichende Konflikte in Zielvorstellungen und Werten geben,
die aus diesem Ort der Stabilität und Einsicht heraus angegangen werden müssen.
Teil 2:
Ende:
Beenden Sie die Interaktion mit Ihrem Patienten bewusst. Lösen Sie sich. Lassen Sie los.
Atmen Sie aus. Nehmen Sie innerlich bewusst wahr, dass die Begegnung jetzt zu Ende ist, damit
Sie frei für den nächsten Patienten oder die nächste Aufgabe werden. Dies kann beispielsweise
dadurch geschehen, dass Sie Ihre Aufmerksamkeit auf Ihr Ausatmen richten. Egal, ob der nächste
Schritt Ihre Erwartungen übertrifft oder enttäuschend klein ist: Nehmen Sie es zur Kenntnis und
würdigen Sie Ihre Arbeit. Wenn Sie Ihre eigene Arbeit nicht würdigen, wird es schwierig, diese
Begegnung loszulassen und weiterzugehen. (E/E-Achse: Ende)
Fazit
Das BWD-Training wurde von der Verfasserin dieses Kapitels 1996 als Reaktion auf die Anfragen
zahlreicher Ärzte initiiert, die sich eine Einführung in kontemplative und mitfühlende Ansätze der
Sterbebegleitung wünschten. Das Training wurde ursprünglich von der Nathan Cummings
Foundation und dem George Soros Project on Death in Amerika finanziert. Mit der
Weiterentwicklung des Trainingsprogramms wurden dann im Laufe der Zeit kompetente und
engagierte Ärzte, die selbst am Training teilgenommen hatten, zu Assistenten des Programms.
Einige dieser Ärzte wechselten später in die Lehrposition und gehören inzwischen zur
Kernbesatzung für das Training. Sie haben wichtige Beiträge zur Entwicklung des Lehrplans
geleistet. Alle aktiven BWD-Lehrer sind frühere Teilnehmer des Programms und haben in ihren
eigenen Einrichtungen BWD-Schulungselemente etabliert. Einige der BWD-Lehrer haben
gemeinsam Publikationen und Beiträge zum Thema erstellt und implementieren die BWD-Arbeit
durch Unterricht, Forschung und Veröffentlichungen auch in anderen Zielgruppen. Bis 2012 haben
über 40 Personen der University of Virginia Nursing and Medical Schools am Programm
teilgenommen. Ärztegruppen wurden von Rockford Health Services, der Duke University, dem San
Diego Hospice, der Johns Hopkins University, dem Zen Hospice, dem Maui Hospice und
verschiedenen weiteren Institutionen in die Kurse entsandt.
Mit der Veröffentlichung der G.R.A.C.E-Intervention und des Halifax A.B.I.D.E. Compassion-
Modells tritt das Training in eine neue Phase ein. Jetzt stehen Forschungsgelder zur Verfügung,
um die Wirksamkeit des Trainings und seiner verschiedenen Interventionen wissenschaftlich
auszuwerten. Gleichzeitig entwickeln der Kernlehrkörper und die angeschlossenen Lehrer neue
Lehrpläne, die das Training für den Einsatz in sämtlichen medizinischen Disziplinen und den
Pflegedisziplinen anpassen.
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