Mitgefühl: In Alltag und Forschung - page 51

Mitgefühl ist die natürliche Folge einer Kultivierung der vorherigen Schritte. Dieser Prozess kann über
kontinuierliche Reflexion, Übung und soziales Engagement noch weiter vertieft werden. In unseren
Programmen lassen wir die Kinder darüber nachdenken, wie sie mitfühlend sein können oder wie sie in
ihrer Klasse gemeinsam eine soziale Tätigkeit ausüben können. Dabei sind viele Formen (etwa
„Random Acts of Kindness“-Tage, also „Stille Taten“-Tage, oder eine ehrenamtliche Mitarbeit in einem
Obdachlosenheim) denkbar, die zudem über eine Mitarbeit von Eltern, Lehrern und Mitarbeitern
innerhalb der Gemeinschaft unterstützt und gefördert werden können. Wir lesen unseren jugendlichen
Schülern aber auch gern Geschichten über Altruismus und Heldenmut vor oder zeigen ihnen
entsprechende Dokumentarfilme aus den Nachrichten zu diesem Thema. Und unseren jüngeren
Kindern lesen wir Bücher vor, die sich mit Freundlichkeit und Güte beschäftigen. Solche konkreten
Beispiele verankern die Mitgefühlspraxis bei unseren Schülern und erleichtern es ihnen zu erkennen,
dass es nicht um ein Ideal geht, sondern um etwas, das sie selbst ebenfalls in die Realität umsetzen
können.
Wir wecken auch das Bewusstsein für gemeinschaftlich organisierte Tätigkeiten, weil nach unserer
Erfahrung ein systemischer Ansatz des Mitgefühlstrainings, der sich nicht nur auf die Einzelperson
konzentriert, einen größeren Einfluss auf die interpersonelle Dynamik hat und zudem gleichzeitig
strukturelle Veränderungen anstoßen kann. Deshalb haben wir damit begonnen, auch ein spezielles
Trainingsprogramm für die Träger von Einrichtungen der Jugendpflege zu entwickeln, und suchen nach
Möglichkeiten, dieses Training in Gruppenpflegeeinrichtungen anzubieten, um die größtmöglichen
Effekte zu erzielen. Im letzten Jahr haben wir ein Peer-Trainingsprogramm für Schüler entwickelt und
eingeführt, die selbst mindestens an einer Runde des CBCT-Programms teilgenommen haben und
über das Potenzial verfügen, mit einem unserer Ausbilder gemeinsam CBCT-Kurse zu geben. So
konnten wir nicht nur eine Gruppe gut ausgebildeter Peer-Leiter aufbauen, sondern diese jungen
Menschen gleichzeitig befähigen, ihre Stärken und ihr Führungspotential zu erkennen und selbst zu
verkörpern. Zurzeit entwickeln wir Programme zur Unterstützung von Eltern und Lehrern (siehe
und
. Denn unsere Erfahrungen mit CBCT-Trainings in Jugendpflegeeinrichtungen und
Schulen haben uns gezeigt, dass in solchen Mitgefühls- und Achtsamkeitsprogrammen ein enormes
Potenzial an zielgerichteten, lebenslang wirksamen Bewältigungsmöglichkeiten für Leid und
Leiderfahrungen steckt, wenn man bereits frühzeitig damit beginnt. Und wir sind davon überzeugt, dass
der langfristige Erfolg dieser Programme auch davon abhängt, dass eine nahtlose Integration solcher
Praktiken in das tägliche Leben jedes Einzelnen sowie in die Struktur des gemeinschaftlichen
Zusammenlebens erfolgt.
Danksagung
Der Dank der Autoren gilt Brendan Ozawa-de Silva, der einen wesentlichen Beitrag zu den hierin
beschriebenen Projekten geleistet hat. Wir danken auch unseren Kollegen an der Paideia School,
insbesondere Barbara Dunbar und Kelly Richards, sowie Aazem Salehi und Rachel Willis an der
Morningside Public School. Unser Dank gilt ebenfalls unseren Freunden beim Department of Family
and Child Services in Atlanta, Georgia, die unsere Arbeit überhaupt erst ermöglicht haben. Ein
spezieller Dank gilt zudem Chuck Raison, Tad Pace, Philippe Rochat, Erin Robbins, Dave Saunders,
Jordan Kohn, Allison Williams, Sheethal Reddy, Linda Craighead und allen anderen Mitgliedern unseres
Forschungsteams.
Unser größter Dank aber gilt unseren Schülern, die in diesen Programmen so viel von sich selbst
eingebracht haben und uns in dieser Arbeit nach wie vor zutiefst inspirieren.
5. Mitgefühl
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