Mitgefühl: In Alltag und Forschung - page 418

CEB-Trainings von der ursprünglichen Mind & Life-Gruppe beraten. Die ersten 50.000 US-Dollar
für das Projekt stellte der Dalai Lama zur Verfügung. Weitere 800.000 US-Dollar wurden mit Hilfe
von Jon Kabat-Zinn, Dan Goleman und dem Fetzer Institute eingeworben, um eine gründliche
Forschungsstudie für CEB durchführen zu können. Paul Ekman übernahm die Betreuung der CEB-
Pilotstudie und konnte die in klinischen Studienprojekten erfahrene Margaret Kemeny für die
Leitung des Forschungsprojektes gewinnen, während Margaret Cullen und Alan Wallace das
Training durchführten. Informationen zu den Ergebnissen der ursprünglichen Forschungsstudie
finden sich am Ende des Beitrags.
Zweck
CEB eignet sich speziell für die wachsende Zahl der Menschen, die bei ihrer Arbeit hohen
Stressbelastungen ausgesetzt sind. Im Vorfeld der Forschungsstudie wurden Polizisten und Lehrer
als Zielgruppe in Erwägung gezogen. Schließlich entschied man sich jedoch für Lehrer. Damit war
die Hoffnung verbunden, dass sich die mit dem Training einstellenden Effekte direkt auf die
Schüler auswirken würden. CEB kann über die Fähigkeit, das Leid anderer zu erkennen und mit
dieser Belastung effektiver umzugehen, Wege zum Mitgefühl öffnen. CEB ist kein ausdrückliches
Mitgefühlstraining. Mitgefühl und eine konstruktive interpersonelle Kommunikation werden jedoch
gefördert, wenn man mit den Emotionserlebnissen in der Interaktion mit anderen Menschen
sinnvoll umzugehen lernt. Ergänzt wird dies durch aufmerksamkeitsbasierte Meditationen
(
Shamata
-Praxis, siehe
und Meditationen der liebenden Güte, der Mitfreude, des
Mitgefühls und des Gleichmuts (die Vier Unermesslichen, siehe
.
Aus der Sicht westlicher Psychologie sind die „emotionalen Kompetenzen“ der durch CEB
repräsentierte neuartige Fokus[1]. Emotionale Kompetenzen unterstützen uns dabei, unser
Seelenleben besser zu verstehen und dadurch ein konstruktives Gefühlsengagement zu
unterstützen und destruktive Gefühle zu reduzieren. Die Kontemplationspraxis – die die vom Dalai
Lama für CEB geforderte Prämisse der Säkularität einhält – legt den Schwerpunkt auf der
Entwicklung des wahren Glücks, indem sie eine Verbindung zu den grundlegenden menschlichen
Bestrebungen schafft. Wahres Glück konzentriert sich darauf, die eudämonischen – das Gelingen
der Lebensführung betreffenden – Bestrebungen zu verstärken, die ein stimulus-unabhängiges
Glück statt einen prädominanten Fokus auf hedonistische, genusssüchtige und flüchtige
Vergnügungen fördern. Der von Aristoteles geprägte Begriff Eudämonie beschreibt die
Zufriedenheit, die sich aus dem ergibt, was wir der Welt bringen, anstatt es ihr zu nehmen, und
damit für eine wahre menschliche Entfaltung sorgt. Die weiter unten beschriebenen vier Balancen
von Wallace sind eine Anleitung zur Kultivierung von wahrem Glück und geistigem Wohlbefinden
über die konative, attentionale, kognitive und emotionale Balance[2].
Kursstruktur
In der folgenden Tabelle wird ein Ablaufplan für die Vermittlung des CEB-Programms in 2,5- und
8-stündigen Blöcken über acht Trainingseinheiten vorgestellt. Die Tabelle ist in emotionale und
kontemplative Kompetenzen unterteilt. Bei CEB werden die emotionalen und kontemplativen
Kompetenzen parallel – aber nicht in integriertem Format – unterrichtet. Dazu werden sie im
Verlauf des Trainings komplementär aufgebaut. Das Erlernen von konzeptionellem Wissen über
Emotionen geht in ein emotionales Bewusstsein über, indem über Körpererfahrungen erspürt
werden kann, wie sich Emotionen anfühlen, was durch eine gründliche Untersuchung starker
Emotionsauslöser weiter vertieft wird. Die kontemplative Praxis beginnt mit der Entwicklung eines
Ziels und dem Einüben von Aufmerksamkeitsstabilität (
Shamatha
-Meditationspraxis), um ein
solides Fundament für Entspannung und Klarheit zu schaffen. Dem schließen sich unmittelbar
Meditationen zu liebender Güte, Mitgefühl, Mitfreude und Gleichmut an, die zur Mäßigung der
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